Jetzt erst recht: Warum Sie gerade in ruhigen Zeiten am Ball bleiben müssen

    Entspannter Arbeitsmarkt? Perfekt! Jetzt Netzwerke pflegen, Arbeitgeberidentität schärfen und Kontakte knüpfen. Wer in ruhigen Zeiten am Ball bleibt, hat beim nächsten Fachkräfteengpass die Nase vorn. Erfolg entsteht durch beständiges Handeln – nicht durch Hektik in der Krise.
    5 min Lesedauer 21. Oktober 2025
    Aktualisiert: 21. Oktober 2025
    Von Thomas Völkl
    Recruiting
    Bewerbungsmanagement
    Jetzt erst recht: Warum Sie gerade in ruhigen Zeiten am Ball bleiben müssen

    Jetzt erst recht: Warum Sie gerade in ruhigen Zeiten am Ball bleiben müssen

    Oder: Wie Sie sich heute für den Fachkräftemangel von morgen wappnen

    Kennen Sie das Gefühl? Der Arbeitsmarkt hat sich entspannt, Bewerbungen trudeln wieder ein, und plötzlich scheint die Personalsuche kein Dauerthema mehr zu sein. Verlockend, oder? Endlich können Sie sich anderen Baustellen widmen. Doch Vorsicht: Genau jetzt legen erfolgreiche Unternehmen erst richtig los.

    Die Ruhe vor dem Sturm nutzen

    Entspannte Phasen auf dem Arbeitsmarkt sind wie sonnige Tage im Herbst – sie können trügerisch sein. Wer jetzt die Füße hochlegt und sein Recruiting auf Sparflamme fährt, wird beim nächsten Fachkräfteengpass bitter aufwachen. Denn dann beginnt das hektische Suchen von vorn, während andere längst ihre Traumkandidaten im Blick haben.

    Die Frage ist nicht ob, sondern wann der nächste Engpass kommt – oder vielleicht sogar noch da ist und wir ihn gar nicht spüren. Und natürlich die Frage, inwieweit Sie dann vorbereitet sind.

    Wissen, wer Sie sind – Ihr Fundament für nachhaltiges Recruiting

    Bevor Sie sich ins Networking stürzen, brauchen Sie Klarheit über Ihre eigene Identität (siehe auch unser Fachartikel "Wissen Sie, wer Sie sind?"). Denn nur wer weiß, wofür er steht, kann die richtigen Menschen anziehen – heute und morgen.

    Stellen Sie sich die entscheidenden Fragen:

    • Wofür steht Ihr Unternehmen wirklich, und warum sind Sie erfolgreich?
    • Welche Unternehmenskultur wird bei Ihnen tatsächlich gelebt – nicht die aus der Hochglanzbroschüre?
    • Nach welchen Werten und Maßstäben handeln Sie im Alltag?
    • Welche Vision treibt Sie an, und wo wollen Sie in fünf Jahren stehen?

    Ihr Leitbild ist dabei mehr als schmückendes Beiwerk für die Firmenwebsite. Es ist Ihr Kompass im Bewerbungsprozess und Ihre Visitenkarte nach außen. Je überzeugter Sie von Ihrem Unternehmen sprechen können, umso überzeugender wirken Sie auf potenzielle Mitarbeiter.

    Machen Sie den Praxischeck: 

    Beschreiben Sie exemplarische Situationen aus Ihrem Unternehmensalltag. Was passiert, wenn ein Lagerist einen Fehler macht? Wie reagiert Ihr Außendienst auf Bestechungsangebote? Welches Verhalten erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern in Konfliktsituationen?

    Diese konkreten Szenarien helfen Ihnen, Ihre gelebten Werte zu erkennen und authentisch zu kommunizieren. Denn Menschen wollen nicht für austauschbare Floskeln arbeiten, sondern für Unternehmen mit Charakter.

    Netzwerken als Dauerprogramm – nicht als Notfallmaßnahme

    Hier liegt der Kern: Wer nur dann netzwerkt, wenn der Schuh drückt, kommt zu spät. Erfolgreiches Networking ist keine Feuerwehrübung, sondern eine dauerhafte Haltung. Sie bauen sich ein tragfähiges Netzwerk auf, das Sie in guten wie in angespannten Zeiten trägt.

    Knüpfen Sie systematisch Verbindungen in alle Richtungen:

    Hochschulen und Universitäten: Werben Sie gezielt um Praktikanten und Werkstudenten. Diese jungen Talente lernen Ihr Unternehmen aus erster Hand kennen – und werden zu Botschaftern bei ihren Kommilitonen. Holen Sie dabei Ihre eigenen Azubis ins Boot, denn niemand kann authentischer von Ihrer Arbeitswelt berichten.

    • Schulen: Öffnen Sie Ihre Türen für Schulklassen. Unternehmenstage sind Investitionen in zukünftige Bewerbungen und stärken gleichzeitig Ihr Image in der Region.
    • Online-Portale: Bespielen Sie Ihre Profile mit Leben. Aktuelle Einblicke, echte Geschichten aus dem Arbeitsalltag und authentische Mitarbeiterstimmen schaffen Verbindung – auch zu Menschen, die heute noch gar nicht aktiv suchen.
    • Kunden und Partner: Machen Sie Ihre besten Kunden zu Multiplikatoren. Erzählen Sie von offenen Stellen und Ihrer Suche nach Verstärkung. Empfehlungen aus dem Netzwerk sind oft Gold wert.
    • Unternehmensbesucher: Jede Werksführung, jeder Tag der offenen Tür ist eine Chance. Präsentieren Sie sich kontaktfreudig und bieten Sie Interessierten die Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben – etwa über einen Newsletter.

    Von der Masse zur persönlichen Ansprache

    Erinnern Sie sich an Ihren letzten Autokauf? Sie konnten jedes Detail selbst bestimmen – und genau diese Personalisierung schätzen wir heute überall. Warum sollte es im Recruiting anders sein?

    Die Zeit der Gießkannen-Stellenanzeigen ist vorbei. Modernes Recruiting ist direkt, persönlich und proaktiv:

    Hören Sie auf zu warten. Beginnen Sie, initiativ Kontakte zu knüpfen. Sprechen Sie potenzielle Kandidaten mit Namen an. Je zielgenauer die Ansprache, desto höher die Resonanz.

    Werden Sie sichtbar. Bringen Sie Ihr Unternehmen mit aufschlussreichen Informationen und echten Einblicken in den Wahrnehmungsbereich Ihrer Zielgruppe. Zeigen Sie, wer Sie sind – bevor Sie dringend jemanden brauchen.

    Wählen Sie den richtigen Ton. Beachten Sie dabei: Was auf Messen und Fachkongressen als klare Ansprache funktioniert, kann in sozialen Medien schnell plump wirken. Passen Sie Ihre Kommunikation dem jeweiligen Kanal an.

    Die Investition, die sich auszahlt

    Kontinuierliches Networking und eine klare Arbeitgeberidentität kosten Zeit und Energie – keine Frage. Doch diese Investition zahlt sich mehrfach aus:

    • Sie haben einen Vorsprung, wenn der Markt wieder anzieht
    • Sie erreichen passive Kandidaten, die auf klassische Anzeigen nicht reagieren
    • Sie bauen eine Pipeline auf, aus der Sie langfristig schöpfen können
    • Sie stärken Ihre Arbeitgebermarke nachhaltig

    Und das Wichtigste: Sie beweisen Weitsicht. Denn Recruiting-Erfolg entsteht nicht durch hektische Aktionen in der Krise, sondern durch beständiges, strategisches Handeln in ruhigen Zeiten.

    Ihr nächster Schritt

    Nutzen Sie die Entspannung am Arbeitsmarkt für das, was sie ist: Eine Chance. Eine Chance, Ihre Hausaufgaben zu machen, Ihr Netzwerk zu pflegen und Ihre Arbeitgeberidentität zu schärfen. Denn wenn alle anderen schlafen, verschaffen Sie sich den entscheidenden Vorsprung.

    Fragen Sie sich heute:

    • Wann haben Sie zuletzt aktiv an Ihrem Unternehmensnetzwerk gearbeitet?
    • Können Sie in drei Sätzen beschreiben, wofür Ihr Unternehmen steht?
    • Welche Kontakte könnten Sie diese Woche knüpfen – ohne akuten Personalbedarf?

    Die besten Bewerber kommen nicht zu denen, die am lautesten rufen, wenn die Not am größten ist. Sie kommen zu denen, die beständig präsent sind, authentisch auftreten und wissen, wofür sie stehen.

    Jetzt erst recht.


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